Der Sturm zu Jahresbeginn 2018


Der systemische Wald

Als ich im Januar durch den Wald joggte, habe ich beobachtet, wie viele grosse Bäume entwurzelt oder geknickt am Boden lagen. Ich stellte fest, dass es immer wieder eine Art Löcher im Wald hatte. Das heisst, es lag selten nur ein Baum am Boden. Wurde ein grosser Baum entwurzelt, so lag oft daneben noch ein kleinerer oder mehrere andere Bäume, die ebenfalls entwurzelt waren. Daraus lässt sich einmal schliessen, dass der Wald ein System ist und wenn an diesem System etwas ändert, so ändert sich alles. Also: nicht nur etwas ändert sich, sondern alles ändert sich. Mit dieser Erkenntnis schlage ich die Brücke in mein Alltagsleben. Wenn ich mich selbst verändere, so verändert sich mein Umfeld. Oder ändere ich in einer Organisation nur etwas, muss ich mir bewusstwerden, dass sich mehr verändert, wie auf den ersten Blick offensichtlich ist. So stehen Bäume im Wald in Abhängigkeit mit anderen. Der eine hält den anderen an der Wurzel fest. Oder zwei benachbarte Bäume schützen einander gegenseitig vom Wind oder auch von der Sonne – je nach Baumart. Wenn Sie jetzt davon ausgehen, dass diese Vernetzung nicht nur in der Natur stattfindet sondern auf ziemlich ähnliche Weise in ihren alltäglichen Umgebungen, sei das Familie, Arbeit oder sogar ihre persönliche innere Struktur; welche Abhängigkeiten erkennen sie? Wer stützt wen? Wer schützt wen? Was unterstützt sie?


Totholz und neuer Lebensraum

Die Vernetzung im Wald geht noch weiter. Ein gefallener Baum, der liegen bleibt, ist nicht „tot“. In der Natur ist nichts unnütz. Totholz, so nennt man umgefallene Bäume oder Baumstrunke von geknickten Bäumen, welche stehen bleiben. Diese bieten wiederum neuen Lebensraum. Beispielsweise für Insekten. Daran erfreuen sich wieder die insektenfressenden Tiere, wie die Vögel. Nehmen wir diese Tatsache wieder in unseren Alltag, so können sie sich fragen: Wo entsteht bei ihnen neuer Lebensraum? Und Wofür? Neuer Lebensraum entsteht dort, wo Altes losgelassen werden kann. Loslassen kann schmerzlich sein. Richten sie sich früh genug auf ihren neuen „Lebensraum“ aus und kreieren sie diesen nach ihrem Gusto selbst mit. Tun sie das nicht, so ist es möglich, dass andere das für sie tun. Veränderungsprozesse verlangen folglich Achtsamkeit – mit sich selbst und mit seinem Umfeld. Wir alle wissen: „Nichts ist steter, als die Veränderung selbst“. Mich persönlich unterstützen Spaziergänge in der Natur um die Achtsamkeit zu pflegen. Suchen auch sie ihre Quelle der Achtsamkeit.


Intuitive Intelligenz der Tiere

An einem Gedanken bin ich beim Waldspaziergang hängen geblieben und habe noch heute keine abschliessende Antwort dafür gefunden. Ich habe mir vorgestellt, wie es dem Eichhörnchen wohl ergeht, wenn so ein Sturm über das Land hinwegfegt. Die Eichhörnchen machen eine Winterruhe und legen sich dabei hoch in den Baumwipfeln oben bequeme Nester an. Ich sah so ein rund 30 Meter hoher Baum am Boden liegen und habe mir vorgestellt, das Eichhörnchen hätte diesen Sturzflug miterlebt. Innerlich weiss ich, dass die Tiere das Wetter intuitiv spüren und wissen wo sie sich hinbewegen müssen. So kenne ich kein Förster, dem je ein vom Sturm erschlagenes Tier begegnet ist. Auch weiss ich, dass zum Beispiel die Gemse einen Lawinenhang verlässt, bevor die Schneelawine herunter donnert. Ein weiteres Beispiel - etwas weiter her geholt – sind die Elefanten, welche sich vor dem grossen Tsunami von 2004 auf die Hügel und ins Landesinnere zurückgezogen hatten. Es ist klar, dass die Tiere eine Intelligenz besitzen, welche sie vor äusseren gefährlichen Einwirkungen schützt. Wie können wir diese Intelligenz in menschlichen Organisationen adaptieren? Es sollte doch möglich sein, durch Beobachtungen in der Natur, Gesetzesmässigkeiten zu erkennen und diese auf den Menschen beziehungsweise unsere Unternehmen zu übertragen. Welche Gesetzesmässigkeiten haben sie beobachtet? Und was integrieren sie davon in ihr Leben? Und wie genau?


Ein Beispiel aus der Imkerei

Als Jungimkerin kann ich dazu folgendes konkretes Beispiel ableiten: In einem Bienenvolk gibt es Bienen, welche sozusagen zu einer stillen Reserve gehören. Die sind da und haben im Bienenlebenslauf keine konkrete Aufgabe. Dazu müssen Sie wissen, dass je nach Alter einer einzelnen Biene, ihr eine ganz konkrete Aufgabe zugeordnet wird. Das beginnt mit Putzen der Zellen, Füttern der Larven, Wachserzeugung und Wabenbau, Fluglochwache, Sammlerin und zum Schluss als Wasserträgerin. Wenn jetzt ein Bauer mitten an einem Sommernachmittag, wann alle Sammlerinnen auf der Blumenwiese am Arbeiten sind, mit einem Pestizid den Hahnenfuss bekämpft und somit alle Bienen auch mit tötet und darauf das Bienenvolk einen grossen Teil der Sammlerinnen auf einen Schlag durch diesen unvorhersehbaren äusseren Einfluss verliert, kommen diese sogenannte „stand-by“ Bienen sofort zum Einsatz und bringen damit den Organismus des Bienenvolkes wieder ins Gleichgewicht. Diese Intelligenz der Bienen kann durchaus in Organisationen übertragen werden. Selbstverständlich sitzen da nicht Mitarbeiter herum und tun nichts. Kommt jedoch unerwartet eine äussere Einwirkung auf die Organisation zu, sollten einige Mitarbeitende so flexibel einsetzbar sein, dass kurzfristig darauf reagiert werden kann und diese speziell flexiblen Mitarbeitenden ihre Tätigkeiten anpassen können. Es gibt dazu keine 0815 Lösung da jede Branche und jede Organisation ihre Eigenheit mit sich bringt. Es ist nicht nur gesund für die Organisation eine solche stille Reserve an Manpower einzubauen. Auch die Mitarbeitenden sind dankbar dafür. Ein weiterer Gewinn ist, dass damit auch der Teamgeist gefördert werden kann und die Verbundenheit zur Organisation. Diese stille Reserve an Manpower kostet erfahrungsgemäss unter dem Strich weniger als eine mögliche Auftragseinbusse aufgrund dieser unerwarteten äusseren Einflüsse. Beim Bienenvolk würde es den Tod durch Verhungern bedeuten, hätten sie nicht diese stille Reserven an "stand-by" Bienen. 


Evolution der Eukalyptusbäume und der Giraffen

Eine besonders amüsante Geschichte aus der Natur finde ich diese: Die Eukalyptusbäume entwickeln einen Bitterstoff, sobald die Giraffen sich an ihren Blättern gefrässig ereifern. Dieser Stoff wird dann durch die Luft an die umliegenden Eukalyptusbäume gesendet. So kommunizieren die Bäume schon längst auch wireless! Die in der Windrichtung stehenden Bäume, welche diese Botschaft über die Luft erhalten, entwickeln darauf den Bitterstoff bevor die Giraffen sich an deren Blätter genüsslich machen. Die Giraffen mögen diesen Bitterstoff in den Blättern nicht und lassen deshalb die Eukalyptusbäume unversehrt stehen. Da der Giraffe intelligent ist, hat er dafür längst eine Lösung gefunden! Finden sie heraus, was der Giraffe tut, dass sich die Bäume nicht mehr mit dem Bitterstoff anreichern!

 

 

 

Lösung: er frisst gegen die Windrichtung!

 

Ja nun, was heisst das für sie, wenn sie „gegen die Windrichtung fressen würden?“ Oder ihr Unternehmen oder ihr Team „gegen die Windrichtung frisst?“ Welche ganz eigennützigen Veränderungen nehmen sie an die Hand? Wo kriegen sie „besseres Futter“? Was treibt sie zur Verbesserung an? Aus welcher unbequemen Situation kreieren sie eine neue unerwartet angenehme Umgebung?


2018 für Sie!

Mit diesen Worten und Fragen wünsche ich ihnen nur das beste Futter für das Jahr 2018! Und wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und mehr Verbindung von der Natur zum Alltag herstellen wollen, so schauen sie sich auf unserer Homepage unser Angebot an. Unser nächster Workshop findet am 26./27. Januar 2018 in Luzern statt.    


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Sandra Dietrich

 

im Büro:

Bruchmattrain 9, 6003 Luzern

(+41) 79 675 11 45

 

in der Imkerei:

Strick/Lutenwil, 9650 Nesslau

(+41) 71 994 35 67

 

email: sd@sandradietrich.ch